Das Spielen der Handpan ist im Kern ein Handwerk. Wie jedes andere Instrument verlangt sie zuerst Übung, Geduld und Wiederholung. Die Dynamik – also das Wechselspiel von Lautstärke und Zartheit – kann man immer wieder trainieren. Mit der Zeit wird sie Teil des Körpers, Teil des Atems. Irgendwann denkt man nicht mehr darüber nach, wie laut oder leise ein Ton sein sollte – man fühlt es einfach und lässt die Hände folgen.
Genauso ist es mit der Anschlagtechnik. Anfangs übt man sie bewusst, fast stoisch: sanfte, zarte Schläge, dann wieder kraftvolle, rhythmische. Immer wieder, bis das Instrument auf jede Berührung antwortet. Mit der Zeit verschwindet das Denken, und das Spielen wird zu einem Gespräch zwischen dir und der Handpan – ganz ohne Worte.
Nach dem Üben kommt das Loslassen. Das ist der Moment, in dem das Spielen „aus dem Herzen“ beginnt. Dann geht es nicht mehr um Technik, sondern um Ausdruck. Ein schöner Weg dahin kann sein, sich jeden Tag für eine kurze Zeit – vielleicht nur 15 Minuten – an die Handpan zu setzen und einfach zu spielen, was gerade da ist. Ohne Ziel, ohne Plan. Vielleicht benennst du das Gefühl vorher: Ruhe, Freude, Zweifel, Trauer, Leichtigkeit. Und dann lässt du diese Emotionen durch deine Hände sprechen.
Manchmal kann auch ein bestimmtes Ereignis oder eine Stimmung Anlass sein, zu spielen – etwa ein Moment der Traurigkeit oder der stillen Dankbarkeit. Die Handpan wird dann zum Resonanzraum für das, was in dir lebt. So entsteht eine tiefe Verbindung zwischen Klang und Gefühl, zwischen Instrument und Seele.
Auch in der Harmonie kann man sich langsam herantasten. Töne einzeln anschlagen, sie klingen lassen, hören, wie sie sich anfühlen. Nicht nachdenken, sondern spüren. Mit der Zeit entsteht ein inneres Verständnis dafür, welche Klänge gerade „passen“. Das Spiel wird intuitiver, ehrlicher, unmittelbarer.
Und natürlich spielt auch der eigene Charakter eine Rolle. Ein eher melancholischer Mensch wird vielleicht zu getragenen, ruhigen Melodien greifen. Ein anderer sucht Leichtigkeit und Lebensfreude und findet sie in hellen, tänzerischen Klängen. Es gibt kein Richtig oder Falsch – nur die eigene Wahrheit im Moment.
Oft wird beim Spielen – und überhaupt beim Musizieren – von Leidenschaft gesprochen. Doch dieses Wort trägt etwas Entscheidendes in sich: das „Leiden“. Es erinnert daran, dass wahre Hingabe nicht nur Freude bedeutet. Manchmal entsteht aus der Suche, aus der Ungeduld, aus Momenten des Nicht-Könnens genau das, was später Tiefe bekommt. Wenn man bereit ist, diese Phasen anzunehmen, wächst etwas Echtes daraus. Leidenschaft heißt also nicht, immer inspiriert und voller Energie zu sein, sondern auch durch die stillen, unbequemen Zeiten zu gehen – und trotzdem weiterzuspielen. Gerade dort, im Ringen und im Loslassen, entsteht die Verbindung zwischen Herz und Klang.
Am Ende ist das Spielen aus dem Herzen kein Ziel, sondern ein Zustand. Es ist das Zusammenspiel von Übung und Hingabe, von Technik und Gefühl. Erst wenn beides zusammenkommt, beginnt die Handpan wirklich zu singen – nicht nur unter den Händen, sondern auch im Herzen.
